Sphärenmusik jenseits von Stille Nacht (Dez. 2018)

Das Universum macht Musik (Bild: gemeinfrei)
Das Universum macht Musik (Bild: gemeinfrei)

„Süßer die Glocken nie klingen als zur Weihnachtszeit, ’s ist, als ob Engelein singen…“

Neben Glockenklang und alljährlicher Sternenbeschwörung in Form vielversprechender ‚Großer Jahreshoroskope‘ kann es auch erhebend sein, sich auf die Spur der singenden Engelein zu begeben. Dies mit einem berühmten Naturwissenschaftler, der in seinem Hauptwerk ‚Weltharmonik‘ (Harmonice mundi) vor ziemlich genau 400 Jahren die geheimnisvolle Ordnung in unserem Sonnensystem zu erkunden begann. Daraus wurde mehr als nur eine philosophische Träumerei.

Kepler hat in seinen drei nach ihm benannten und heute noch gültigen Keplerschen Gesetzen die fundamentalen Bewegungsprinzipien der Planeten auf ihren elliptischen Bahnen beschrieben. In der ‚Weltharmonik‘ von 1619 erklärte er, dass die Planetenbewegungen durch dieselben Zahlenverhältnisse bestimmt sind, die sich auch bei musikalischen Intervallen finden. Damit entdeckte er den wahren Klang des Himmels, die harmonikalen Grundgesetze, wie sie in unseren Ohren geschrieben sind. Obwohl er wohl ahnte, dass die Planeten nicht wirklich Musik machen, betrachtete er dieses Summen der Planeten als den biblischen Choral der Engel zum Lobe Gottes.

Es ist dies die ‚Sphärenmusik‘, wie sie der Zahlenmystiker Pythagoras von Samos schon im 6. Jh. v. Chr. propagierte. Selbst wenn menschliche Ohren sie nicht hören, gibt es dennoch Übereinstimmungen zwischen der irdischen Musik und den Bewegungen der Himmelskörper, weil unter anderem die Umlaufzeiten zweier Himmelskörper mathematisch in einem bestimmten Verhältnis stehen, das eng mit der musikalischen Obertonreihe zusammenhängt. Gleichzeitig entsprechen die Schwingungen der sieben alten Planeten den natürlichen Tönen einer Tonleiter.

Johannes Kepler arbeitete um das Jahr 1600 als einer der Letzten als Astronom (Sternvermesser) und Astrologe (Sterndeuter) zugleich, ehe die Astronomie der Astrologie den Rücken kehrte, um das Weltall nur noch zu vermessen und damit seiner ganzheitlichen Bedeutung zu berauben. Er erstellte (was die Astronomen meist verschweigen) auch Horoskope, von denen einige sehr wohl erhalten geblieben sind, wie etwa jenes für den berühmten Feldherrn Wallenstein. Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen deutete er Horoskope aber nicht nur deterministisch, sondern hielt es für erstrebenswert, das in den Sternen verschlüsselte Geschick im Rahmen des Möglichen mitzugestalten, insofern die Sterne nicht zwingen, sondern nur geneigt machen. Gemäß der ‚Harmonik‘ der Planetenkonstellationen sind wir als Menschen in die Welt gestellt. Und wenn letztlich der ganze Kosmos klingt, schwingt auch der Mensch im Takt dieser Himmelsmusik.

„Schläft ein Lied in allen Dingen”, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“ – so sagte es ein Dichter.